Die Wyker Stadtgeschichte bis zirka 1950

„Dat lütte Wyk is en Flecken, to en Stadt langt dat noch nich“, hieß es lange Zeit über das kleine, in der östlichen Inselbucht liegende Wyk. Ehemals nur der Ort für das Packhaus eines Inselkaufmanns, sorgte die große Sturmflut von 1634 für Zuwanderung von den zerstörten Halligen. Fünfzehn Jahre später lebten in Wyk 172 Menschen, von denen viele noch die Erteilung der Fleckensgerechtigkeit (1706) erlebten. Wyk erstreckte sich nun über das Areal Rebbelstieg, Badestraße, Königsgarten, Sandwall, und mit dem ersten Fleckensvorsteher Hans Köllner (1679-1711) begann die lange Reihe der Bürgermeister, dessen Amt seit 2018 Uli Hess bekleidet.

Während seiner Amtszeit wurde 2019 das 200-jährige Bestehen des Seebads Wyk gefeiert, das bis 1908 ein Flecken blieb. Und so trug auch der selbstbewusste, hart für „sein“ Wyk arbeitende Lorenz Petersen (1848-1908) den Titel Fleckensvorsteher. Das allerdings gefiel ihm überhaupt nicht. Mit Genehmigung der Regierung durfte er sich Bürgermeister und seinen Flecken Stadt nennen.

Auf einem „Brocken nordfriesischen Bauernlandes“ in der Nordsee liegend, hat sich das Städtchen Wyk „einen Hauch aus dem Biedermeier bewahrt, als der Kopenhagener Hof hier seinen Sommersitz hatte“, heißt es später. Diese „Königszeit“ brachte dem kleinen Ort viel Aufschwung, der allerdings auch unter zwei verheerenden Stadtbränden (1857, 1869) zu leiden hatte. Mit der schon vor 1900 installierten Elektrizität, modernen Logierhäusern mit Wasserklosetts und feinen Einkaufsmöglichkeiten, guten Bahn- und Schiffsverbindungen, mit wassergesprengten Straßen zur Sommerzeit, immer mehr Telefonanschlüssen und guter medizinischer Versorgung durch Badeärzte zeigte sich das moderne Wyk 1906 zum 200. Fleckensjubiläum.

Und dann erhielt Wyk 1910 endlich die Stadtrechte, die hundert Jahre später ausgiebig gefeiert wurden. Vierzehn Jahre später vergrößerte sich die Stadt erheblich mit der Eingemeindung von Boldixum – trotz dortiger Widerstände. Ab 1924 gehörte auch der Südstrand zu Wyk, von dem manche meinten, in diese abgelegene Gegend der Insel würde sich niemals ein Badegast verirren. Die historischen Klatschspalten berichten, dem damaligen Bürgermeister von Boldixum habe man im Fall einer gelungenen Eingemeindung versprochen, der nächste Bürgermeister von nun „Groß-Wyk“ zu werden…

Die ganze Insel Föhr und auch das kleine Städtchen Wyk mussten in den zwei Weltkriegen viele Opfer bringen. Die Änderung des Wahlrechts brachte 1919 die erste Frau in den Wyker Stadtrat. Es sollte allerdings Jahrzehnte dauern, bis die nächste Stadträtin ihre Arbeit aufnahm. Nach dem zweiten Weltkrieg kam es in Wyk mit der ersten Schulleiterin überhaupt zu einer für manche bedenklichen „Verweiblichung des Lehrkörpers“. Bis 1950 führten aus den Jahren 1933 bis 1945 nicht belastete Männer die Wyker Verwaltungsarbeit, bis dann Heinrich Henke Wyker Bürgermeister wurde. Im September 1946 fanden die ersten Gemeinderatswahlen in Wyk statt. Gar nicht so einfach, diese Demokratie: Es fiel der Stadtvertretung „schwer, den Konflikt als unvermeidlichen Ausdruck eines freiheitlichen politischen Lebens zu bejahen“.

Schon 1947 stellte Wyk bei der Landesregierung den Antrag auf Anerkennung als Seeheilbad, drei Jahre später konnte sich die Stadt offiziell mit diesem Prädikat schmücken. Jahrzehnte großer, oft umstrittener Investitionen folgten, die die Stadt und das Seeheilbad attraktiver machen sollten für Gäste und Einheimische. Bemühungen um Innovationen für die Zukunft von Stadt und Seeheilbad, die die Verantwortlichen bis heute immer wieder vor finanzielle Herausforderungen stellen.

Text und Fotos: Karin de la Roi-Frey