Einwohner werden über den Stand der Planungen informiert

23.09.2022

Gut zweieinhalb Jahre sind seit der letzten Einwohnerversammlung in Wyk vergangen, nun war es wieder so weit. Im Januar 2020 waren verschiedene Konzepte vorgestellt und Ideen und Anregungen gesammelt worden. Corona-bedingt waren derartige Veranstaltungen seither nicht möglich. An den zahlreichen Konzepten wurde dennoch weitergearbeitet, die auch einen direkten Bezug zu aktuellen Projekten der Stadt haben. Das Ortskernentwicklungs-, Tourismus- oder Mobilitätskonzept etwa, die Uli Hess an diesem Abend lediglich einleitend skizzierte, um den direkten Bezug zu aktuellen Projekten der Stadt zu verdeutlichen. Hier sollen zeitnah weitere Info-Abende folgen.

Nun gab es wieder eine solche - gut besuchte - Info-Veranstaltung und Schwerpunkte waren anstehende Neubauten: Im Wechselspiel gaben Uli Hess und Alena Bauer, Projektleiterin der mit der Planung beauftragten iwb aus Pinneberg, einen Überblick über den Neubau des Aquaföhr und Dr. Karsten Peters, Projektleiter von der Planungsgemeinschaft Ramboll/b&o Ingenieure aus Hamburg, präsentierte die Planungen für den Neubau der Wyker Mittelbrücke.

Dringender Handlungsbedarf

Alena Bauer zeigte noch einmal den maroden Zustand des jetzigen Bades und den daraus resultierenden Handlungsbedarf auf und gab einen Überblick über die geplanten Funktionsbereiche des Neubaus. Die Anwesenden interessierte insbesondere die Finanzierung des Projektes – die Kosten liegen bei 69 Millionen Euro netto, die Festförderung beträgt 30 Millionen Euro. Wie und wohin sich die Preise angesichts Inflation, Materialknappheit und Fachkräftemangel entwickeln, könne derzeit niemand vorhersagen, betonte Alena Bauer.

Weshalb man sich frühzeitig für die Vergabe an einen Generalunternehmer entschieden habe, der alle Gewerke gebunden hat – auch Mittelständler und Föhrer Firmen. Dabei kommt das sogenannte Partnerring-Modell zum Tragen: Der Auftraggeber nennt ein Kostenziel und es folgt ein Teilnahmewettbewerb, bei dem Unternehmen garantierte Maximalpreise anbieten. Das beste Angebot bekommt den Zuschlag. Liegt der Preis über dem Budget des Auftraggebers, wird in Verhandlungen nach Möglichkeiten gesucht, Kosten einzusparen. Wird das Ziel erreicht, wird der Auftrag vergeben, andernfalls kann der Auftraggeber an dieser Stelle aussteigen und zahlt lediglich die Planungskosten. „Wir haben mit diesem Modell die Möglichkeit, kurz vor dem Baubeginn den Preis so zu fixieren und die Planung eventuell anzupassen, dass das Projekt am Ende wirtschaftlich und finanzierbar ist“, so Bauer.

Hotelbau in weiter Ferne

Auch der benachbarte Hotelstandort beschäftigte die Besucher, dessen Notwendigkeit ein Einwohner infrage stellte. Der Wyker Bürgermeister machte noch einmal deutlich, dass der Standort eine der Voraussetzungen für die Fördergelder war. Und es handle sich nur um die Bereitstellung eines Standortes, so Hess, „was noch lange nicht heißt, dass dort demnächst ein Hotel steht.“ Jetzt würden die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, bis zu einer möglichen Realisierung würden noch Jahre vergehen.

Emotionale Reaktionen beim Thema Mittelbrücke

Emotionaler wurde es beim Vortrag von Karsten Peters. Dabei sorgte die Frage eines Einwohners, wie bei der geplanten Meereslounge, die auch bei schlechtem Wetter zum Verweilen auf der Brücke einladen soll, die Scheiben geputzt werden sollen, noch für Lacher. Bei Peters‘ Vorstellung der Planungen für die neue Mittelbrücke aber wurden die künftige Länge und Höhe kritisiert, die nicht der Tradition der jetzigen Brücke entsprächen, die doch lieber saniert werden sollte. Eine Sanierung der abgängigen Brücke allerdings würde kaum günstiger, dafür aber nicht gefördert werden und somit mehr kosten als die Summe, die die Stadt jetzt aufbringen muss, erläuterte Hess. Für den Neubau trägt die Stadt einen Anteil von zehn Prozent an den Gesamtkosten, die bei rund zehn Millionen Euro liegen.

Größe der Brücke passt nicht zu Föhr

Tatsächlich wird die neue Brücke mit 150 Metern rund 30 Meter länger sein und auch der Brückenkopf wird deutlich größer sein. Für die Insulanerin Dörte Bohn eine erschreckende Vorstellung, die die neue Brücke als nicht passend für Föhr empfand. „Jetzt brauchen wir uns nicht mehr hinter den Ostseebädern zu verstecken“, zitierte sie einen Stadtvertreter und äußerte ihr Unverständnis. Die Insel sei etwas Besonderes und brauche sich nicht mit anderen Bädern zu messen. Die jetzige Brücke sei ein Wahrzeichen und habe viel mit Emotionalität zu tun. Dem Wyker Bürgermeister stellte Bohn die Frage, warum dies nicht berücksichtigt worden und nach einer Alternative ähnlich der jetzigen Brücke gesucht worden sei. „Ich entscheide nicht allein“, betonte Uli Hess, der auf die umfangreichen Beratungen und jeweils einstimmigen Beschlüsse der Fachausschüsse und der Stadtvertretung verwies. Diese Entscheidung gelte es nun umzusetzen.

Den Anschluss nicht verpassen

Beifall erhielt Dörte Bohn, ebenso wie Lars Schmidt. Der von Bohn zitierte Stadtvertreter erläuterte seine Aussage und sorgte unfreiwillig für das Schlusswort. Dass die Ostseebäder mit ihren stark frequentierten Badebrücken bei Touristen so begehrt sei, zeige, dass man sich auch auf der Insel Gedanken über das künftige Vorgehen machen müsse. „Unsere Insel Föhr ist schön, dennoch entbindet uns das nicht aus der Verantwortung, für die Zukunft weiter zu denken“, so Schmidt. Viele Jahre habe man an dem Konzept gearbeitet und könne es natürlich nicht jedem recht machen. „Aber im Großen und Ganzen haben wir aus meiner Sicht einen vernünftigen Kompromiss gefunden, der uns touristisch weiterbringen wird. Wenn wir nichts tun, fallen wir hinten runter.“

Bürgermeister lobt sachliche Diskussion

Angenehm überrascht von dem Interesse der rund 200 Anwesenden, darunter auch Einwohner von Föhr-Land, zeigte sich Wyks Bürgermeister. „Es wurde sachlich diskutiert und gab berechtigte Nachfragen, deren Beantwortung noch einmal für Transparenz gesorgt haben.“ Zudem sei endlich gelungen, nachzuholen, was Corona lange Zeit nicht zugelassen habe: Von den bearbeiteten Konzepten bis zu den beiden Schwerpunktthemen über Inhalte zu informieren. Dass daran Interesse besteht, hätte nicht nur die Anzahl der Teilnehmer, sondern auch deren Nachfragen gezeigt.

Weitere Veranstaltungen zu den nur angerissenen Themen kündigte Uli Hess an: Sofern die Pandemie Zusammenkünfte in größerer Runde nicht wieder ausbremst, sollen die ersten beiden Informationsabende im November und im Dezember folgen.